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Corona-Krise: EZB legt Corona-Notprogramm auf

Updated: May 17, 2020

Die Europäische Zentralbank versucht aktiv die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona Krise mit massiven Anleihenkäufen einzudämmen. Doch wird das Programm ausreichen? Und wird die EZB mit diesem gigantischem Notfallprogramm die Eurozone vor dem Kollaps retten?

Ein Artikel von Antonia V., Klasse 10 des Gymnasium Papenburg


Europäische Zentralbank: Zentrale in Frankfurt


Wie die EZB die Wirtschaft ankurbeln will

Schon oft musste sich die Europäische Zentralbank immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Und die nächste steht schon vor der Tür. Denn in den Zeiten von Corona bangen viele Menschen europa- und weltweit um ihr Unternehmen und werden geprägt von Existenzängsten. Eine wirtschaftliche Krise steht durch die jetzige Pandemie bevor. Doch die EZB will mit ihrem angekündigtem Notfallpaket dies und viele weitere wirtschaftliche Auswirkungen der Corona Pandemie abfedern oder auch abbremsen.

Ganze 750 Milliarden Euro sollen insgesamt in Anleihekäufe investiert werden und zudem sollen besonders günstige Kredite Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben. Für dieses Jahr steigt das Ankauf-Volumen der Zentralbank auf zusammen 1,1 Billionen Euro an. Das sogenannte «Pandemic Emergency Purchase Programme» (PEPP) soll solange laufen, bis der EZB-Rat die Coronavirus-Krise für bewältigt hält und soll vor allem kleinen und mittelgroßen Unternehmen helfen. Das Programm macht knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Einerseits helfen die zahlreichen Anleihekäufe den Unternehmen. Andererseits wird durch diese Vorgehensweise auch eine massive Anzahl an Geld in den Markt gepumpt. Die EZB erwirbt die Papiere nämlich am Zweitmarkt und nicht direkt von den Unternehmen. Die Anleihen werden also Banken abgekauft. Diese haben dann wiederum mehr Geld, was ihnen zu Verfügung steht, welches sie als Kredite investieren können.

Die seit dem 1.November 2019 leitende EZB-Präsidentin Christine Lagarde meldete sich dazu schon vor ein paar Wochen. Sie strebe keinen „Whatever it takes 2“ an. Eine Anspielung auf die tiefe Krise im Jahr 2012. Lagardes Vorgänger Mario Draghi (Präsident vom 1. November 2011-28. Oktober 2019) stabilisierte die Situation damals mit seinem Statement „Was immer nötig ist“ („Whatever it takes“).



Nun meldete sich EZB-Präsidentin am 19.03. via Twitter: „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln.“ Außerdem gäbe es „keine Grenzen für unser Engagement für den Euro.“


Wie kommen die Maßnahmen an?

Das Notfallpaket der EZB ruft ganz verschiedene Reaktionen hervor. Es wird gelobt aber auch harsch kritisiert.

„Das Maßnahmenpaket ist ausgewogen und nutzt die sehr begrenzten verbleibenden Möglichkeiten der EZB, um die unausweichliche Coronarezession abzumildern“, meint Friedrich Heinemann, ein Ökonom am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Nach ihm ist das Vorgehen der EZB ein „kluger Schachzug“. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron befürwortet die geplanten Maßnahmen. Überraschenderweise werten auch die Sparkassen, die Vorgehensweise positiv. Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis traf daraufhin in einer Telefonkonferenz die Aussage: „Ich glaube, dass es notwendig ist, dass man zeigt, dass finanzielle Kraft da ist”.

Unter den ganzen positiven Rückmeldungen gibt es allerdings auch Kritik und negatives Auffassen, denn bei der Börse kamen die Informationen zuerst überhaupt nicht gut an. Der deutsche Aktienindex gab um 200 Punkte nach. Und das kurz nach der EZB-Ratssitzung. Allerdings kann man wieder eine Steigung des DAX (Deutscher Aktienindex) erkennen. Dieser ist zwar im Vergleich zum Vortag wieder um 0,75% gesunken, allerdings kann man eine insgesamt aufwärts verlaufende Kurve sehen, die in den letzten paar Tagen allerdings wieder etwas nach unten verläuft. (Stand 11.05.2020)

Stand des DAX Anfang Mai 2020

Viele Leute haben sich mehr von dem Notfallprogramm erhofft. Nun wird auch klar wie ernst die jetzige Krise in der Pandemie ist und wie viel wirklich nötig ist, um die Wirtschaft vor einen ernsten langfristigen Schaden zu retten.

Auch bei einem Teil der deutschen Bevölkerung kommen die Maßnahmen nicht besonders gut an. Bei einer Umfrage auf der Nachrichtenplattform „Der Tagesspiegel“ waren ganze 74% der Meinung, dass die Europäische Zentralbank falsche Anreize setzen würde (Stand: 11.05.2020). Auch bei einer Umfrage von „Spiegel“ waren 75% der Teilnehmer der Meinung, dass der wirtschaftliche Schaden enorm sein wird (Stand 11.05.2020). Kling also nicht gerade so, als ob die Bevölkerung die Entscheidungen der EZB befürwortet oder den Maßnahmen vertraut.


Noch eine andere Meinung hat Hans-Weber Sinn, ehemaliger IFO Präsident. Er findet die Planungen der EZB durchaus vertretbar, allerdings hat er noch ein Paar Verbesserungsvorschläge auf Lager. Er findet, dass zu viel in Banken investiert wird. Es geht nur darum, die Banken am Leben zu halten. Viel wichtiger wäre doch die Medizin, die in Zeiten von Corona besondere Unterstützung benötigt für weitere Fortschritte in Sache Impfstoff und Ausrüstung des Ärztepersonals. Eine Rangordnung wäre dabei angebracht. An erster Stelle steht im Allgemeinen die Medizin, in die massiv investiert werden müsste. An zweiter Stelle steht die Realwirtschaft und schlussendlich an letzter Stelle stehen bei ihm die Banken. (Interview mit „Deutschlandrundfunk“ 19.03.2020) „Das bisschen Geld, was diese medizinischen Maßnahmen kosten, ist doch ein Klacks. Da muss man Geld ausgeben und da darf man auch an gar nichts sparen. Bevor wir jetzt Banken retten mit riesigen Geldsummen, können wir mit Bruchteilen erst mal in die Medizintechnik investieren, damit wir wirklich die Krise bekämpfen, die Corona-Krise, die medizinische, und wenn die vorbei ist, geht es der Wirtschaft auch wieder besser.“, war Sinns schlaggebendes Urteil, welches er in einem Interview mit dem „Deutschlandrundfunk“ von sich gab.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die ersten Schritte der EZB auf jeden Fall einen guten Ansatz haben, aber es verläuft definitiv nicht alles ideal, was man auch anhand der Reaktion der Börse oder den oben genannten Umfragen erkennen kann. Natürlich ist es gut Geld in die Wirtschaft zu investieren, um einen möglichen Kollaps zu verhindern. Allerdings schließe ich mich der Meinung von Hans-Weber Sinn an. Es muss dringend mehr Geld in die Medizin investiert werden für die Forschungen eines geeigneten Impfstoffes oder anderes. Krankenhäuser oder sonstige Medizinische Gebäude würden das Geld mit offenen Armen entgegennehmen. Es wäre also von Vorteil, wenn die EZB auch diese Bereiche in Betracht ziehen würde.

Dieses Thema hat sehr viel Diskussionspotential zudem ich hiermit auch Sie als Leser anregen möchte. Jeder sollte sich allerdings selbst ein Bild von der ganzen Situation machen, sie analysieren und schließlich beurteilen. Mit vielen unterschiedlich ausgetauschten Meinungen stehen auch guten Verbesserungsvorschlägen oder Lösungsansätzen nichts mehr im Weg.


Quellen:

Börse Frankfurt 2020: DAX online verfügbar: https://www.boerse-frankfurt.de/index/dax (letzter Abruf 11.05.2020)

Deutschlandfunk 2020: Sinn: „Überhaupt keine Maßnahme gegen die Coronakrise“ Online verfügbar: https://www.deutschlandfunk.de/notkaufprogramm-der-ezb-sinn-ueberhaupt-keine-massnahme.694.de.html?dram:article_id=472876 (letzter Abruf: 11.05.2020)

Der Tagesspiegel 2020: Wie Christine Lagarde die Finanzmärkte enttäuschte. Online verfügbar: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ezb-verkuendet-massnahmen-gegen-corona-wie-christine-lagarde-die-finanzmaerkte-enttaeuschte/25637618.html (letzter Abruf 11.05.2020)

DW 2020: Corona: EZB beschließt umfassendes Maßnahmenpaket. Online verfügbar:https://www.dw.com/de/corona-ezb-beschlie%C3%9Ft-umfassendes-ma%C3%9Fnahmenpaket/a-52738732

DW 2020: EZB: Mit der großen Keule gegen das Coronavirus. Online verfügbar: https://www.dw.com/de/ezb-mit-der-gro%C3%9Fen-keule-gegen-das-coronavirus/a-52837672 (letzter Abruf 10.05.2020)

Euractiv 2020: EZB lanciert gigantisches Notprogramm gegen Corona-Krise. Online verfügbar: https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/ezb-lanciert-gigantisches-notprogramm-gegen-corona-krise/ (letzter Abruf 11.05.2020) Spiegel 2020: Das "Whatever it takes" der EZB-Chefin. Online verfügbar: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/corona-krise-die-ezb-geht-all-in-a-49f2fc85-eb3f-488f-bdc1-85b968157bc0 (letzter Abruf: 11.05.2020)

Tagesschau 2020: EZB kündigt Maßnahmenpaket an. Online verfügbar: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/coronavirus-ezb-massnahmen-101.html (letzter Abruf: 11.05.2020) Tagesschau 2020: 750 Milliarden Euro - oder mehr. Online verfügbar: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ezb-corona-101.html (letzter Abruf 10.05.2020)


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