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Once Upon a Pandemic ... in Hollywood

Fast täglich hört man es, die großen Filmstarts des Sommers werden entweder in den Herbst verschoben, wie Wes Andersons „The French Dispatch“ mit einem Staraufgebot, das sich auf alle Fälle sehen lässt, oder die Termine werden direkt ins nächste Jahr gesetzt, so etwa „Ghostbusters: Afterlife“. Eins kann man auf jeden Fall feststellen, die Kino- und Filmlandschaft verändert sich durch das allgegenwärtige Corona Virus maßgeblich. Denn nicht nur wir, als Konsumenten, sind betroffen. Auch unsere Lieblingskinos und Filmstudios leiden wie noch nie unter den Folgen der Epidemie. Greift der Staat den diesen Konzernen unter die Arme oder ist die Filmkunst in diesen Zeiten auf sich allein gestellt? Leiden nur kleinere Studios oder zwingt Corona auch Giganten wie Disney in die Knie und gibt es vielleicht auch Gewinner dieser globalen Krise? Um diese Themen und um vieles mehr, soll es heute gehen.

Ein Artikel von Marten Rensen, Jahrgang 12 des Gymnasium Papenburg


The Good, the Bad and the Virus

Bevor wir uns aber die Frage stellen, wie genau Kinos und Studios handeln sollen, müssen wir uns erst einmal der Lage bewusst werden. Denn was für manche eine Katastrophe ist, ist für andere ein echter Glücksfall. Außerdem hängen nicht nur die Kinos und die Filmcrew von Filmen ab, sondern noch viele andere Berufszweige.


Klar ist dennoch, dass die Kinos die größten Verlierer sind und auch bleiben. Laut einer Umfrage des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater wird die Hälfte aller Kinobetriebe Pleite gehen, wenn die Schließung noch zwei Monate andauern sollte. In Zahlen wären das unglaubliche 186 Millionen Euro (Peulecke 2020), die bis dahin fehlen würden. Diese gewaltigen Summen kann nicht einmal die Kinobranche so einfach wegstecken. Aus diesem Grund bitten die Kinobesitzer den Staat um Subventionen. So auch Tobias Roßmann, der das, übrigens sehr zu empfehlende, Casablanca Kino in Oldenburg leitet (Peulecke 2020). Die gute Nachricht ist allerdings, dass die SPIO (Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft) in ihrer Bitte auf sofortige Unterstützung durch die Filmförderungsanstalt, einigermaßen Erfolg hatte. Mit anderen Förderern erstellte man auf Bundes- und Länderebene Maßnahmepakete explizit für die deutsche Kino- und Filmwirtschaft. (Le Anh 2020) Auch die deutsche Bundesregierung sah nicht tatenlos zu, sondern stellte einen Hilfsfonds für die kleineren Filmunternehmen zusammen. Besonders Baden-Württemberg zeigt sich allerdings interessiert, an der Wahrung der deutschen Filmbranche. So erhalten alle Kinoeinrichtungen, welche 2019 einen Preis der MFG erhalten haben, zusätzliche 5.000 Euro und alle Kinos in Baden-Württemberg können sich alle Kinoinnovationsdarlehen sparen. Auch erhalten alle Unternehmen, die unter Liquiditätsengpässen leiden, Zuschüsse von bis zu 30.000 Euro.


Aber nicht nur die Kinos sind von dieser Epidemie betroffen. Auch Einzelpersonen und Künstler müssen mit starken Einbußen rechnen. Denn schon jetzt haben fast 200.000 Menschen ihren Job verloren. Eine Zahl, die immer weiter steigen wird, denn in keinem Land kann mehr gedreht werden, mit Ausnahme von den skandinavischen. Diese Jobverluste kommen unberechenbar, ein großes Problem für viele Künstler. So auch für Blair Barnette, (Sightseers) die laut eigenen Aussagen in nur einer Stunde, alle ihre vier Projekte absagen musste und somit knapp 46.000$ verlor.


Selbst legendäre Filmstudios wie Disney können sich davor nicht schützen, auf Grund von einigen Filmverschiebungen, ist der Konzern dazu gezwungen über 100.000 Mitarbeitern kein Gehalt mehr zu zahlen, um bis zu 500 Millionen Dollar im Jahr zu sparen. Selbst die Angestellten im Disneyland Paris können nicht mehr bezahlt werden.

Allerdings muss man auch die andere Seite der Münze betrachten, denn dann fällt auf, dass besonders Netflix in dieser Zeit als großer Gewinner hervorgeht. Im ersten Quartal des Jahres hat der Streaming-Riese doppelt so viele Abonnenten hinzugewonnen, wie erwartet. Auch hat es Netflix zum ersten Mal geschafft den ewigen Rivalen Disney zu überholen. Erstmals sind sie im Aktienmarkt mehr Wert.


Kurioserweise wurde auch der Animationsfilm „Trolls 2: World Tour“ ein voller Erfolg, trotz fehlendem Kinostart, konnte die Komödie mehr in seinen ersten Wochen Online einspielen als alle anderen vor ihm und das nur auf Streaming-Plattformen. Ein noch nie da gewesenes Phänomen.

Und selbstverständlich bieten besondere Umstände auch besondere Lösungen und Chancen für Kunstschaffende und all jene, die es noch werden wollen.


Cinema Strikes Back

Nun ist Corona aber nun mal da und wird voraussichtlich auch nicht so schnell wieder gehen. Das Problem, dass kaum jemand sieht, sind die ausfallenden Filmfestspiele dieses Jahr. Am prominentesten wären da sicherlich die großen Filmfestspiele in Cannes, bei der zuletzt der südkoreanische „Parasite“ von Bong Joon-Ho die goldene Palme bekam und bei denen Lars von Trier bis zu seiner Degradierung zur „Persona non grata“ immer wieder für Furore sorgte. Nicht nur bieten sie eine wichtige Bühne für Filme neben dem Mainstream, aber sie locken auch die großen Stars nach Cannes und damit eben auch den Tourismus, der alljährlich im Mai in die Höhe schlägt. Durch den Ausfall müssen Firmen im Bereich Catering und Organisation mit starken Einbußen rechnen.


Allerdings wären Künstler keine Künstler, wenn sie keinen Ausweg finden würden. Um wenigstens kleinen Produktionen überhaupt eine Chance auf Aufmerksamkeit zu geben hat sich YouTube mit vielen Filmfestspielen (u.a. Berlinale, Cannes und Tribeca Film Festival) zusammengeschlossen, um allen Filmfans kostenlos die Chance auf Unterhaltung zu geben. Zwar wird das nicht im Ansatz die fehlenden Gelder ersetzen, jedoch könnten Filmschaffende und Produzenten in der Zeit danach von dieser Aufmerksamkeit profitieren. Außerdem bieten neue Filmfestivals wie das „Corona Creative“ vom MDR neue Chancen für junge Regisseure und Schauspieler/innen. Ein Kompromiss, mit dem man sich nun also zufrieden stellen muss.


Aber auch die Kinos werden kreativ und greifen ausgerechnet auf Relikte aus vergangenen Zeiten zurück - Autokinos. Ein längst überholtes Modell, das aber einen unvergleichlichen Charme hat und in Zeiten von Abstandsregeln wie die Faust aufs Auge passt. Mit dabei ist übrigens auch das Kino Papenburg, welches Ende Mai einige der Filmhits des letzten Jahres erneut ausstrahlt und sich so erhofft, ein Bruchstück der Verluste wiedergut zu machen.


Leider dürften aber auch die Filme an sich in den kommenden Jahren ganz anders aussehen. Entweder werden manche Werke gar nicht mehr erscheinen, nur auf Streaming-Diensten oder direkt auf DVD und Blu-Ray. Auch von großen Menschenmengen müssen wir uns wohl, sollten die Regelungen nicht in naher Zukunft drastisch gelockert werden, verabschieden. (Kennedy 2020) Auf der anderen Seite sind Drehbuchautoren und Regisseure so dazu „gezwungen“ kleinere und intimere Filme zu kreieren, was der Filmlandschaft sicherlich nicht schaden wird.


A New Hope

Allgemein denke ich, dass man, in diesen schweren Zeiten, positiv bleiben muss und versuchen sollte immer das Beste aus einer Situation machen sollte. Es ist selbstverständlich wichtig, die Regeln der Regierung Folge zu leisten, um so die Gesundheit aller zu sichern. Auch Kinos und Filmproduktionen sollten sich genauso streng daran halten, wie alle anderen auch. Zwar ist die Hilfe des Staates und der einzelnen Bundesländer überhaupt nicht ausreichend, jedoch hat man auch den Streik der Writers Guild 2008 überstanden und insgesamt konnte sich das Kino immer wieder aus Krisen befreien. Deshalb sehe ich das Problem in dieser Zeit viel mehr bei den kleinen unabhängigen Kinos, als bei den Großkonzernen. Das Kino Casablanca in Oldenburg, welches hauptsächlich kleinere independent Filme zeigt, wird es demnach schwerer haben, als ein großes Kino, welches die Zuschauer direkt wieder mit den neusten Blockbustern locken kann. Viele Existenzen stehen auf dem Spiel, aber man kann nur hoffen, dass die Zuzahlungen der Regierung, sowie mögliches Kurzarbeitsgeld helfen, diese Monate bestmöglich zu überstehen.


Autokinos sind eine gute Alternative, bis sich alles wieder etwas normalisiert. Zumal schon Ende des Monats die Wiedereröffnung der Kinos in manchen Bundesländern geplant ist. Kinobesitzer müssen jetzt natürlich Abwegen, ob eine Inbetriebnahme überhaupt Sinn macht, wenn man dank der Abstandsregelung nur einen Bruchteil seiner Zuschauer einen Platz anbieten darf. Aber ich erhoffe mich durch diese Krise auch einen Wandel in der Filmlandschaft. Zwar sollte man aufpassen, dass Streaming-Dienste das Kino niemals ersetzen, allerdings bieten gerade diese Plattformen angehenden Filmschaffenden mit Ideen, die sich vom Mainstream absetzen, eine Chance sich zu verwirklichen. Natürlich werden leider viele angehende Projekte durch die Umstände abgesagt werden, da schlechtweg die finanziellen Mittel fehlen, aber möglicherweise können Netflix und Co diese wieder auffangen und ihnen eine neue Chance geben. Auch dadurch, dass man nun gezwungen ist Drehbücher mit weniger Besetzung zu schreiben, kann sich positiv auswirken. So müsse man weg von großen Action-Blockbustern a la Marvel und sich etwas Neues einfallen lassen. Immerhin hat Shakespeare King Lear auch in Isolation geschrieben.


Quellenverzeichnis

Kennedy, Rachael. 2020. Life after lockdown: How has coronavirus changed the movie industry as we know it? Online verfügbar: https://www.euronews.com/2020/05/03/life-after-lockdown-how-has-coronavirus-changed-the-movie-industry-as-we-know-it (letzter Abruf: 10. 05. 2020)


Le Anh, Lisa. 2020. Kino im Netz – Was die Corona-Krise für die Filmbranche bedeutet. Online verfügbar: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kultur/kino-im-netz-was-die-corona-krise-fuer-die-filmbranche-bedeutet (letzter Abruf: 10. 05. 2020)


Peulecke, Bettina. 2020. Kinos in der Corona-Krise: 50 Prozent droht das aus. Online verfügbar: https://www.ndr.de/kultur/film/Kinos-in-der-Corona-Krise-50-Prozent-drohen-Schliessungen,kino682.html (letzter Abruf: 10. 05. 2020)

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