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Staatliche Kredite - das Allzweckmittel zum Wiederaufbau?

Die Welt fest in der Krise


Wir schreiben das Jahr 2020 an, dessen Anfang jedoch jeden in Atem hält. Es ist die Zeit der Corona-Pandemie und eine Situation der niemand in jüngster Geschichte ausgesetzt war. Denn nicht nur gesellschaftlich sind die Anforderungen an jeden einzelnen neu und ungewöhnlich, auch wirtschaftlich hat Corona weltweit zum Schlag ausgeholt. Ganze Wirtschaftszweige stehen vor dem aus und noch heute ist nicht abzusehen wann alles sein Ende haben wird, dass man wieder zur „Normalität“ zurückkehren kann. Fakt ist jedoch, dass kein Ereignis, bis auf die Finanzkrise 2008, die Bundesrepublik und die ganze Welt in der Nachkriegszeit wirtschaftlich so getroffen hat. Auch wenn durch Lockerungen in jüngster Zeit einzelne Wirtschaftszweige ihren Betrieb - zwar unter strengen Hygienemaßnahmen - wieder aufnehmen dürfen (Restaurants, Einzelhandel etc.), ist der Gesamtschaden dennoch für viele Unternehmen nicht ein Einfaches. Nicht zu vergessen, diejenigen Unternehmen, die noch sehnlichst auf ihre Wiedereröffnung warten. Doch, wie kann sich ein Unternehmen in Zeiten solch einer Krise helfen? Ist das Anmelden von Kurzarbeit vielleicht der Retter in Not oder sind es doch das Beantragen von staatlichen Krediten?

Ein Artikel von Hendrik R., Jahrgang 12 des Gymnasium Papenburg


Rezession auch lokal spürbar

Um die Antwort auf solch eine schwierige Frage zu finden ist die konkrete Betrachtung eines lokalen Unternehmens von Vorteil. Im Zuge dessen folgt nun ein Blick in das Einzelhandel Unternehmen Sport Klahsen, dessen Standort am Rand von Aschendorf liegt. Denn wie auch jedes andere Einzelhandelsunternehmen, sind sie sehr stark von der Krise getroffen worden. Doch zu allererst kurz zum Familienunternehmen an sich. Klahsen, dessen beide Verkaufshäuser heute unter Mode Klahsen und Sport Klahsen bekannt sind, sind 1875 mit dem Verkauf von Schuhen und Taschen das erste Mal in Erscheinung getreten und werden heutzutage in 5.Generation geführt und sind seitdem auch wirtschaftlich immer stabil geblieben. Doch wie schaut es heutzutage aus und wie weiß sich das Unternehmen zu helfen? Wichtig hierbei sei noch anzumerken, dass sich jeglichen Informationen auf Sport Klahsen beziehen, da mir zu Mode Klahsen keine Information über deren wirtschaftliche Lage in Zeiten Coronas vorliegen. Wie ich aus einem Interview mit dem Geschäft erfahren konnte, hat diese Krise auch hier seine Spuren hinterlassen. Denn besonders die Einnahmeeinbußen in Kombination mit den weiterlaufenden Fixkosten und den Gehältern für das Personal war ein großes Hindernis. Zwar kann man sich noch glücklich schätzen, dass sich wenigstens der Onlinehandel um ca. 100%-200% steigerte, sodass am Tag fast 300 Bestellungen (sonst 100-150) reinkamen. Dennoch war es nicht die Lösung des Probleme, da die Kosten nur vom Online-Handel nicht abgedeckt werden konnten, weswegen die Unternehmensführung noch über weitere Schritte nachdenken musste. So kam es dazu, dass sie aktuell wirklich über staatliche Hilfe nachdenken, denn auch durch maximale Erweiterung des Onlinehandels und durch nahezu vollständiger Anmeldung von Kurzarbeit, sind die Kosten, welche laut Unternehmen schon in die Millionen gehen, einfach nicht alleine tragbar. Noch sei zwar nichts fest entschieden, aber eins sei gesagt: Die Entscheidung wird sicherlich nichtmehr lange auf sich warten lassen.

Sind staatliche Kredite nun hilfreich in Zeiten der Krise oder nicht?

Deutschland gehört mit zu den Ländern, mit den größten wirtschaftlichen Rettungsschirmen zum Überstehen dieser Krise. Wie es bereits Olaf Scholz, aktueller[1] Bundesfinanzminister, sagte „Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.“[2] unterstreicht nur, wie wichtig der Regierung, die wirtschaftliche Hilfe in solch einer Zeit ist. Natürlich ist es eine generelle Rettung in Form von Krediten für jedes wirtschaftlich stark getroffene Unternehmen, was z.B. wie Sport Klahsen bereits jetzt hohe Gesamtschäden trägt ein Weg zur Lösung des Problems. Doch auch muss man die Langzeitfolgen für Unternehmen, Staat und Soziale Marktwirtschaft betrachten. Denn die größten Probleme sind meiner Meinung nach vor allem die gewaltige Menge an Krediten mit denen der Staat helfen will, die geprüfte und koordinierte Verteilung dieser Geldmengen an Unternehmen aller Wirtschaftsschichten und die Auswirkungen auf das in Deutschland herrschende Wirtschaftssystem. Führt man sich nur vor mal vor Augen, dass der Staat angekündigt über 500 Milliarden Euro[3] (Betrag steigert täglich) zur Verfügung zu stellen hat , sieht man wie groß der Einschnitt dieser finanziellen „Bazooka“[4] wirklich ist.

Problem ist aber auch, dass z.B. jeder diese Hilfen anfordern kann und auch sehr oft bekommt, da zurzeit auch einfach nicht stark geprüft wird, ob ein Unternehmen nun diese Hilfe braucht oder nicht. Der Fehler der daraus resultieren kann ist, dass auch Unternehmen - vor allem in der Mittelschicht - Finanzhilfen bekommen, obwohl sie nicht etwa durch Corona Wirtschaftseinbußen erleiden. So seien etwa von 13,200 Anträgen an die KfW 13,000 bewilligt worden[5]. Heißt also fast jeder (in diesem Fall ganze 98%) der sich gemeldet hat, hat auch Geld bekommen.

Ein anderes ist die teilweise große Verstaatlichung von Unternehmen, wie es z.B. zurzeit bei der Lufthansa der Fall ist, welche noch am 07.05.2020 offiziell bestätigten, dass sie mit der Bundesregierung ein Hilfspaket in der Größe von 9 Milliarden Euro planen bei dem der Bund im Gegenzug 25% Unternehmensanteile bekommt[6]. Es gibt zwar Beispiele für gut geführte Unternehmen, aber trotzdem bieten private Unternehmen einen größeren Mehrwert für den Wettbewerb im Markt, da sie stets innovativ sein müssen um am Leben zu bleiben. Ein Unternehmen, welches dem Staat gehört braucht das nicht.

Alles das führt zu einem Abdriften der sozialen Marktwirtschaft wie wir sie eigentlich kennen. Denn Verstaatlichung von Unternehmen und Finanzspritzen an quasi jeden, der meine bei ihm laufe es momentan finanziell schlecht wegen Corona, bringt den Markt und auch den Wettbewerb völlig durcheinander und erinnert mich eher momentan an eine Planwirtschaft, da der Staat einfach jedem aushilft. Bedenkt man noch dazu, dass man noch nicht absehen kann wann diese Krise zu Ende ist und der Staat in Zukunft auch weiterhin in die Wirtschaft zahlen wird, kann man sowieso noch nichts endgültig sagen. Für die soziale freie Marktwirtschaft wird es jedenfalls keine leichte Zeit bzw. noch schlimmer werden …

Ein Fazit:

Insgesamt sind Hilfen vom Staat in die Wirtschaft eigentlich ein guter Weg der Wirtschaft ab und an zu helfen z.B. durch kleine Subventionen, wenn ein Wirtschaftszweig Hilfe braucht. Und auch gegen Verstaatlichung ist im generellen eigentlich nichts einzuwenden, da der Staat der Wirtschaft so wenigstens eine generelles Grundgerüst gibt, voran sich jeder wenden kann. Damit ist gesichert, dass auch in Krisenzeiten wenigstens die strukturrelevanten Bereiche versorgt und am Leben bleiben (Deutsche Post -> Gütertransport, Deutsche Bahn-> Personentransport, Telekom -> Internet/Netz).

Kritisch wird es nun, wenn die kleine Hilfe nun zu viel wird. Stelle man sich unser Wirtschaftssystem als Boot vor, dessen Rumpf uns die Regierung stellt, ist es aber immer noch der Wettbewerb der privaten Unternehmen untereinander, welche das Boot vorantreiben. Der Staat hat hierbei bloß die Rolle eines kleinen Ruders, um das Boot in Notfällen ganz leicht in eine andere Richtung zu lenken. Aber wohin das Boot hauptsächlich fährt entscheidet der Wettbewerb.

Überträgt man nun die aktuelle Situation auf diesen Vergleich, tauscht der Staat momentan den Motor der durch den Wettbewerb angetrieben wird durch ihren überteuerten aus, den sie steuern können wie sie es wollen. Und dabei ist auch noch nicht so wirklich klar, ob sie auch in die richtige Richtung fahren und wie teuer er wirklich sein wird.

Also: Finanzielle Hilfen vom Staat sind im generellen keine schlechte Sache. Dennoch muss man alles im Maße durchführen und auch auf die Langzeitfolgen für die Wirtschaft schauen. Aber dies kann uns nur die Zukunft sicher beantworten.


Quellen: [1] Stand 10.05.2020

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