„Kein gesundes Unternehmen sollte wegen Corona in die Insolvenz gehen, kein Arbeiter sollte verlorengehen.“ (Peter Altmaier, 2020)
- Leichter gesagt als getan. Denn weltweit bangen viele Unternehmen um ihre Existenz. Aufgrund der Corona Pandemie leidet unter anderen auch die Kreuzfahrtbranche, dazu gehört auch das deutsche Schiffbauerunternehmen Meyer Werft mit ca. 3500 Mitarbeiter in Papenburg. Die in Papenburg ansässige Werft erhält nicht nur Aufträge aus der ganzen Welt, sondern hat innerhalb der EU weitere Produktionsstandorte wie Meyer Turku in Finnland.
Ein Artikel von Corinna H., Klasse 10 des Gymnasium Papenburg
Um betroffenen Unternehmen zu entlasten, hat sich die EU auf ein Maßnahmenpaket geeinigt. Es werden Beihilfen von allen Nationalen Stellen der öffentlichen Hand vergeben. Direkte Beihilfen gibt es von der EU nicht. Das heißt, dass die Firmen sich nicht direkt an die EU wenden können, sondern müssen über ihre Länder und Kommunen die Beihilfen beantragen. Dabei ist es grundsätzlich wichtig, dass alle Beihilfenprogramme bei der EU-Kommission angemeldet und genehmigt werden müssen. Deutschland hat bereits eine Vielzahl von Programmen angemeldet und für diese Genehmigungen erhalten. Die Grundlage des Beihilferahmens ist aufgrund der aktuellen Situation am 3.April 2020 erweitert worden. (cmshs-bloggt.de)
In Deutschland gibt es daher einen Schutzschild, durch welchen die Firmen steuerliche Unterstützung in Form von Fördergelder bekommen. Gleichzeitig soll ein eingeführtes Kurzarbeitergeld den Mitarbeitern den Arbeitsplatz garantieren. Die Firmen können sich beispielsweise mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW)-Sonderprogramm 2020 der Förderbank in Verbindung setzen. Angeboten wird dort für Unternehmen:
· Ein Kredit, der bis zu 1 Milliarde Euro vergeben werden kann, sind begrenzt auf 25 Prozent des Jahresumsatzes 2019 des antragstellenden Betriebes
· Voraussetzungen sind dafür, dass ein Unternehmen bis 31.12.19 nicht in Schwierigkeiten gewesen ist (bmwi.de, kleine mittlere und größere Unternehmen)
Mit den vereinfachten Regeln zum Kurzarbeitergeld sichert die Bundesregierung viele Millionen Arbeitsplätze. Kurzarbeitergeld wird flächendeckend genutzt. Arbeiterinnen und Arbeitnehmer bekommen vom Staat 60 Prozent des letzten Nettogehalts, bei längerer Bezugsdauer wird dieser Beitrag auf bis zu 80 Prozent erhöht (bmf.de). Klingt alles schonmal nicht schlecht. Jedoch ist die praktische Umsetzung nicht so leicht. Die Meyer Werft zweifelt trotz eingeführter Kurzarbeit an ihrer Existenz und droht aufgrund der Krise mit Stellenabbau. Die Geschäftsführung rechnet mit einer Reduzierung der Arbeitsleistung von ca. 40 Prozent. Feste Aufträge bleiben vorerst bis 2023 bestehen und sollen gestreckt werden, um Stornierungen der Reedereien zu vermeiden. Diese wirtschaftlich problematische Situation hat Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) bei einem Gespräch eingesehen und sichert seine volle Unterstützung und sogar die des Landes der Meyer Werft zu. Wie genau diese aussehen könnte und ob sie etwa an die Forderung der Grünen geknüpft wird, dass die Werft ihren offiziellen Sitz von Luxemburg zurück nach Niedersachsen verlegt, bleibt noch umstritten. (noz.de,9.05.2020)
Anders sieht es bei der Firma Turku in Finnland aus, die auch zur Meyer Gruppe gehört. Trotz der Kurzarbeit von ca. 900 Stellen werden 450 von insgesamt 2400 Mitarbeiter entlassen. Welches schockierend ist, da die ursprüngliche Idee Kurzarbeit anzumelden war, um den Stellenabbau zu vermeiden. Bis jetzt wurden von der EU zwei Milliarden Euro zur Unterstützung an Finnland genehmigt. (ec.europa.eu) Wenn man dies mit einem anderen EU- Mitgliedsstaat vergleicht, ist dieses dennoch recht wenig.
Diese Rückschläge der Werften sind offensichtlich nicht leicht zu verkraften. Deswegen wird man davon ausgehen, dass eine Erholung der Werften bis 2030 andauern wird. (noz.de,30.04.2020)
Bezüglich der Corona Pandemie erreicht die in den letzten Jahren stetig gewachsene Kreuzfahrtbranche ein nie dagewesenes Aktientief. Die Carnival Corporation zu der auch Aida Cruises gehört, hat seit Januar 81,7 Prozent an Wert verloren. Dieses wirkt sich auch auf den Schiffbauer Meyer Werft in Finnland und in Papenburg aus. Neue Schiffsbestellungen wird es erstmal nicht geben und wenn ein neues Schiff in Auftrag gegeben wird, ist eine lange Planungsphase nötig, bevor es nach 1-2 Jahren in die Produktion gehen kann.
Ebenso betreffen die Auswirkungen der Pandemie auch die vielen Zulieferer weltweit. Ob Sanitäranlagen, Farben oder Teppichböden, lokale, aber auch internationale Lieferanten sind von der plötzlichen Situation ebenfalls betroffen. Schließlich bereitet ein Kreuzfahrtschiff auch vielen einen festen Arbeitsplatz.
Somit sind die Folgen der Pandemie nicht nur bei den Produktionsunternehmen zu spüren, sondern auch am Kreuzfahrtschiff selbst. Unzählige Arbeitsplätze, wie zum Beispiel das Bordpersonal und die Künstler müssen um ihre Existenz bangen. Denn die Kreuzfahrtschiffe bleiben bis zu einer unbestimmten Zeit still. Es ist demnach offensichtlich, dass die Arbeitslosenrate weltweit steigen wird und es viele Unternehmen vielleicht nicht mehr nach der Krise schaffen am Markt bestehen zu bleiben. Daran sieht man, wie global die Wirtschaftszweige miteinander vernetzt sind und wie sensibel in diesem Fall Angebot und Nachfrage in der Kreuzfahrtbranche verbunden sind.
Die Aussage von Herrn Altmeyer, dass kein Unternehmen in Insolvenz und Arbeiter verloren gehen soll, ist demnach unter anderem für die Kreuzfahrtbranche nicht so einfach umzusetzen.
Festzustellen ist, dass die EU -Mitgliedsstaaten verschieden hohe Zuschüsse von der EU bekommen. Jedoch ist es nicht möglich jeden Mitgliedsstaat denselben Beitrag an Unterstützung zur Verfügung zu stellen, da einerseits die Bevölkerungsanzahl unterschiedlich ist und dementsprechend die Anzahl der Unternehmen in jedem Land unterschiedlich ist. Zugleich ist in jedem EU- Mitgliedsstaat das Mindesteinkommen nicht einheitlich an dem man sich auch orientieren muss.
Eine gute einheitliche Lösung kann für die EU nicht gefunden werden, da die EU-Mitgliedsstaaten unterschiedlich in ihrer wirtschaftlichen Stärke sind. Es kann nur wirtschaftlich schwächeren Staaten geholfen werden, wenn es wirtschaftlich stärkere Staaten gibt, die den Verlust der anderen ohne eigene Einbuße ausgleichen können. Da die Corona Pandemie jedes Land dieser Welt betrifft ist es nun schwer eine einheitliche Lösung zu finden. Natürlich ist es sehr schade, wenn ein Unternehmen Mitarbeiter entlassen muss bzw. Insolvent geht. Im Falle der Meyer Werft ist es nun etwas schwieriger als bei Unternehmen in anderen Wirtschaftsbranchen. Die Meyer Werft bekommt ihre Aufträge für die Kreuzfahrtschiffe von Reedereien aus der ganzen Welt, da aber die Reedereien in Zeiten der Corona-Krise sehr hohe Verluste machen, werden in den nächsten Jahren die Aufträge für neue Kreuzfahrtschiffe nun mal stark zurück gehen. Zudem hat die Meyer Werft eine geringe Risikostreuung, da sie sich auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert haben. Im Großen und Ganzen wird es für die Europäische Union schwer sein eine richtige Lösung zu finden.
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Coronavirus/kleine-mittlere-grosse-unternehmen.html
https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/2049860/land-sichert-papenburger-kreuzfahrtschiffbauer-unterstuetzung-zu
Comments