Es ist nachvollziehbar, dass nach dem Herunterfahren des normalen Lebens, auch die Wirtschaft sehr gelitten hat. Jetzt stellt sich die Frage, wie Italien geholfen werden kann und welche Rolle die EU dabei spielt.
Ende November, beziehungsweise Anfang Dezember treten in der chinesischen Stadt Wuhan erste Fälle einer unbekannten Lungenerkrankung auf.
24. Januar 2020: Das neuartige Virus erreicht Europa.
23. Februar 2020: In Europa ist Italien am stärksten betroffen. Das Land riegelt Städte im Norden ab.
5. März 2020: Italien schließt alle Schulen.
9. März 2020: Italien erklärt das ganze Land zur Sperrzone.
19. März 2020: Italien ist jetzt das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Toten weltweit.
3. Mai 2020: Italien lockert nach gut zwei Monaten erstmals seine Ausgangsbeschränkungen.
Wenn man diese Informationen über Italien im Zusammenhang mit der Corona-Krise erst einmal realisiert hat, wird deutlich wie schnell sich die Lage eines Landes innerhalb so kurzer Zeit drastisch verschlechtern kann. Ich möchte mich besonders mit dem letzten Punkt auseinandersetzen. Denn wenn man hört, dass sich nach 2 Monaten erstmals Ausgangsbeschränkungen lockern, fragt man sich schon welche Veränderungen des alltäglichen Lebens so etwas mit sich bringt.
Ein Artikel von Sophie B., Klasse 10 des Gymnasium Papenburg
Schon vor der Corona-Krise ging es in Italien wirtschaftlich bergab, das Land ist verschuldet, doch durch die jetzige Lage wird dies noch verschärft. Was will Italien also tun, um nicht die totale Pleite zu erleben? Das Land fordert vorrangig finanzielle Hilfen, sogenannte ,,Coronabonds‘‘.
Coronabonds sind eine Ableitung der Eurobonds. Bei den Eurobonds nehmen wirtschaftlich schwächere und wirtschaftlich stärkere Euroländer gemeinsam Kredite auf, die im Schnitt günstiger sind, da die Zinsen niedriger ausfallen. Die Länder bürgen sozusagen gemeinsam dafür, dass das Geld nach einem bestimmten Zeitraum zurückgezahlt wird. Die Euroländer, die unbedingt Kredite brauchen profitieren somit von den Eurobonds.
Die Coronabonds sollen nur für die Schulden eingesetzt werden, die während der Krise entstanden sind. Doch einigen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, ist das zu riskant. Denn sollte Italien nicht in der Lage dazu sein die Schulden zurückzuzahlen, dann muss auch Deutschland für die Schulden Italiens haften.
Auf den ersten Blick werden die Schulden für Italien zwar billiger. Aber Italien müsste diese Schulden vorrangig bedienen. Die gesamten Altschulden würden dabei nachrangig werden - und damit teurer für das Land. Das heißt, ist ein Staat schon überschuldet, kann man ihm auch nicht mit neuen Schulden helfen.
Aufgrund des langen Zögerns der EU, zum Beschluss eines Hilfepakets, fühlt Italien sich von der EU im Stich gelassen. Zwar wurde im April von den EU-Finanzministern beschlossen, dass es ein 500-Milliarden-Euro-Hilfepaket geben soll, doch dieses beinhaltet nicht die gewünschten Coronabonds. Laut einer Umfrage des Institut Tecne, ist mit 49 Prozent fast die Hälfte der Befragten unzufrieden mit der EU und möchte einen ,,Italexit‘‘. Durchgeführt wurde die Umfrage unter 1000 Personen am 9. und 10. April, kurz vor der Einigung auf Hilfszahlungen.
Und jetzt könnte es nicht nur schlimme Folgen für Italien geben, sondern für die ganze EU, denn ein Europa ohne Italien sei eine ,,tödliche Gefahr‘‘ (Maillard, 2020). Nach dem Brexit wäre es nicht gut, dass ein anderes Land die EU verlässt, vor allem ein Gründerstaat. Somit wird auch deutlich, dass es nicht im Sinne der EU steht, Italien im Stich zu lassen. Gerade Deutschland scheint den Italienern ein Dorn im Auge zu sein, denn durch das Ablehnen der Coronabonds und das Nicht-Erklären seiner Vorgehensweise, zeigt das Land augenscheinlich keine europäische Solidarität.
Dabei sollte man bedenken, dass seit dem 1.4. ein Team von Ärzten und Pflegern der Uniklinik Jena im Einsatz in einer Klinik in der Nähe von Neapel ist. Und Deutschland bereits am 19.3. 7,5 Tonnen Hilfsgüter für Italien bereitstellte, darunter Beatmungsgeräte und Narkosemasken. Eine Reihe von Bundesländern bietet außerdem Plätze zur Behandlung von Intensivpatienten in Deutschland an. Bislang wurden fast 229 Patienten aus Frankreich, Italien und den Niederlanden nach Deutschland überstellt. (Stand: 17.04.2020)
Meiner Meinung nach sollte sich Italien durch die gewünschten Coronabonds nicht noch mehr verschulden. Ich denke außerdem, dass es nicht richtig ist zu denken, die EU hätte Italien im Stich gelassen. Allein Deutschland schickte Mitte März 7,5 Tonnen Hilfsgüter und Anfang April Ärzte und Pfleger nach Italien. Auch wenn andere Länder wie zum Beispiel China oder Russland zu einem früheren Zeitpunkt Hilfspakete nach Italien geschickt haben, kann man nicht sagen, dass die EU mit Absicht gezögert hat. Es ist wahrscheinlicher, dass China und Russland politisch motiviert gehandelt haben, während die EU sich Gedanken über das Allgemeinwohl der Union gemacht hat. Einige Euroländer sind sich dessen bewusst, dass Coronabonds auf langfristige Sicht betrachtet keine Hilfe, sondern eher ein neues Problem darstellen. Deshalb finde ich, dass zumindest eine richtige Entscheidung mit dem Ablehnen der Coronabonds getroffen wurde. Vielmehr sollte es in meinen Augen jetzt vorrangig darum gehen Schwerkranken Menschen zu helfen und das Gesundheitssystem ein wenig zu entlasten. Was die Corona-Krise noch bringt, weiß niemand so genau. Man kann nur hoffen, dass die EU keine schwerwiegenden falschen Entscheidungen trifft, die uns in der Zukunft noch verfolgen werden.
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